Herbert Ernst Wiegand (1936-2018) ist der bedeutendste deutsche Wörterbuchforscher der jüngeren Vergangenheit. Er hat maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Metalexikographie im In- und Ausland genommen. Wiegand ist für seine Verdienste im Bereich der Wörterbuchforschung dreimal die Ehrendoktorwürde verliehen worden: an der Aarhus School of Business (1996), an der Universität Sofia (2000) und an der Universität Stellenbosch (2006). Franz Josef Hausmann (Erlangen) hat Herbert Ernst Wiegand einmal den „Karajan“ der Lexikographie genannt. Dieser hat neben seiner Monographie Wörterbuchforschung mehr als 25.000 Seiten Fachliteratur in internationalen Zeitschriften und Sammelbänden publiziert und darüber hinaus die Internationale Bibliographie zur germanistischen Lexikographie und Wörterbuchforschung und das Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung (WLWF) herausgegeben sowie zahlreiche Großprojekte initiiert und geleitet, u. a. die Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (HSK), die Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (WSK), das internationale Jahrbuch Lexicographica und die angeschlossene Reihe Lexicographica Series Maior, die Zeitschrift und gleichnamige Buchreihe Germanistische Linguistik sowie die Zeitschrift für germanistische Linguistik.
Bei zuverlässigen, kompetenten und einsatzfreudigen Kollegen war er hoch angesehen und beliebt: Wer ein kritisches Gespräch suchte, wer auch mal provozieren mochte, der war bei Herbert Ernst Wiegand an der richtigen Adresse. Wer nur schnell zu irgendeinem Ziel wollte oder um den heißen Brei herumredete, nicht auf den Punkt kam, keine klar definierten Ziele hatte oder ohne Struktur eine Aufgabe lösen wollte, der sah sich unangenehmen Fragen ausgesetzt.
Militärische Disziplin, höchste Effektivität, Arbeiten bis spät in die Nacht (manchmal bis zum nächsten Morgen), Mammutaufgaben mit Risiken eingehen, aber auch scharfsinnig und glasklar kalkulieren sowie absolute Zuverlässigkeit in allen Angelegenheiten – das gehörte zu den hervorstechenden Eigenschaften von HEW (auch „High Energy Wonder“ genannt). Aber auch das Private kam nicht zu kurz: Familie, Tennisspielen, Skifahren, Sonnenurlaube, Weinproben, Tanzen, Lieben, Loben, Reisen und eine ausdauernde Aktivität mit wenigen Pausen.
Die FAU Erlangen-Nürnberg und das Interdisziplinäre Zentrum für Lexikographie, Valenz und Kollokationsforschung sind stolz, dass Wiegand nach seiner Heidelberger Zeit mehrfach in Erlangen zu Gast war und viele enge Beziehungen zu den hiesigen Kollegen und Kolleginnen pflegte. Es ist für uns eine große Ehre, die elfte Kohorte des internationalen Erasmus-Mundus-Studiengangs Europäischer Master für Lexikographie (EMLex) nach ihm zu benennen.